Lawinenhund-Prüfung in Österreich

 

Hundeführer

Hund

Pr.Stufe

A

B

C

Gesamt

Note

Kramer, Heike

Barry a.d.Bottroper-Mitte

Law A

195

41

49

285

SG

 

Lawinenhund-Lehrgang in Österreich

Erst im vergangenen Jahr kam hierzulande das Rettungshundewesen (RHW) im Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) e.V.  ins Rollen. Die Ortsgruppe Hornburg hatte in der Zwischenzeit die ersten Rettungshund-Eignungsprüfungen (RH 1) abgenommen und mit dem Training in der Flächen- und Trümmersuche begonnen. Unsere Kollegen aus Österreich haben das RHW dagegen schon vor einigen Jahren erfolgreich eingeführt: Die Plätze auf dem Treppchen bei den Rettungshunde-Weltmeisterschaften belegen dies eindrucksvoll.

In diesem Jahr wurde das Spektrum des SVÖ durch den ersten Lawinenhund-Lehrgang ergänzt. Die ersten Kontakte zu den österreichischen Kollegen hatten wir bereits bei der WM in Frederikssund/Dänemark geknüpft, die wir als Zuschauer besuchten. Nun ergab sich für uns, Heike Kramer mit Hund Barry aus der Bottroper-Mitte und Ehemann Christian, überraschend die Gelegenheit, am Lawinenhund-Lehrgang teilzunehmen.

Schon die Vorbereitungen waren aufregend: Ist alles eingepackt? Tourenausrüstung, Schneeschaufel, Hundebox, Schneeketten...die Liste war lang und das Auto schließlich voll bepackt, als wir gen Alpen starteten. Nach gut zehn Stunden Fahrt erwartete uns die Steiermark mit einer traumhaften Winterlandschaft und einer idyllisch gelegenen Hütte in mehr als 1700 Metern Höhe. Wir wurden gleich vor der Tür vom Kursleiter Gerd Thanner und seiner Frau Eva empfangen und in das Hüttenleben eingewiesen. Das hieß auch: Gepäck bis ganz hinauf ins Lager drei, inkl. der Hundebox, Futter, Decken und was man sonst so alles benötigt. Hunde und Menschen schliefen gemeinsam in den Lagern. Unsere Vierbeiner freilich in ihren Boxen. Wer nachts lauter schnarchte, sei dahingestellt. Insgesamt 25 Hunde mit ihren Hundeführern, dazu die Kursleiter und einige Familienangehörige quartierten sich in der Hütte ein. Die Teilnehmer waren nicht nur Mitglieder des SVÖ, sondern auch der Tiroler Bergwacht, der Österreichischen Rettungshundebrigade und einer deutschen Staffel. Unter den Hunden waren neben Schäferhunden vom Foxterrier bis zum Landseer viele Rassen und Größen vertreten.

Gleich am Morgen des nächsten Tages begann die Arbeit. Nach einem kurzen Aufstieg hieß es Schneehöhlenschaufeln für alle Gruppen. Trotz grimmiger Kälte gerieten wir an diesem Tag ziemlich ins Schwitzen. Immerhin muss eine solche Höhle ziemlich groß sein, wenn eine Versteckperson und ein ausgewachsener Hund hineinpassen sollen. Christian weiß inzwischen ein Lied davon zu singen. Als Zweibeiner ohne Hund war er als Versteckperson willkommen und verbrachte viel Zeit in den Schneehöhlen. Am Nachmittag konnten wir bereits die ersten Schritte bei der Personen- und Gegenstandssuche üben. Den Hunden bereitete die Arbeit im Schnee sichtlich Spaß. Wann darf man schon mal so richtig nach Herzenslust buddeln? Wenn´s dann auch noch ein Wiener oder den Ball zur Belohnung gibt – was will das Hundeherz mehr?

Die Organisation des Kurses war perfekt. Dadurch, dass das Übungsgelände sich in unmittelbarer Nähe der Hütte befand, konnten wir zum stets leckeren und reichlichen Mittagessen in die Hütte zurückkehren und eine kurze Pause einlegen, um dann gestärkt ins Nachmittagstraining aufzubrechen.

An zwei Abenden gab es interessante Vorträge: Tierarzt Dr. Michael Kraft referierte über Erste Hilfe am Hund und Frau Koren, Ausbildungsreferentin der Bergrettung Steiermark, über Schnee- und Lawinenkunde.

Neben der Suche per Hundenase wurde auch der Gebrauch von Verschüttetensuchgeräten („Lawinenpieps“) geübt.

Ein weiteres Highlight der Ausbildung und auch Prüfungsbestandteil war die Fahrt mit dem Skidoo, was für unseren Robert, der uns vier Tage lang bergauf und bergab chauffierte, bei starkem Schneefall, stürmischem Wind und ständig schlechter Sicht kein leichtes Unterfangen war. Während das Wetter uns ein wirklichkeitsnahes Training bot, verhinderte es leider auch den geplanten Hubschrauberflug mit Hund.

Das Unterordnungstraining gestaltete sich recht ungewöhnlich. Es wurde auf der Straße unterhalb der Hütte durchgeführt, die nebenbei als Rodelstrecke diente. Neben der ungemütlichen Witterung, die Mensch und Hund zu schaffen machte, waren die dicht vorbeisausenden Schlitten, eine ungewohnte Ablenkung.

Zum Abschluss des Kurses war es möglich, eine Lawinenhund-Prüfung abzulegen. Zehn Teams, davon neun in der Lawinenhund-Prüfung A, eins in B, stellten sich schließlich dem Urteil von Richter Erich Zehetner. Wie auch alle anderen Rettungshund-Prüfungen gliedert sie sich in drei Abteilungen, nämlich die eigentliche Nasenarbeit, bei der ein Mensch und ein Rucksack in einem Schneefeld gefunden und ausgegraben werden müssen (200 Punkte), die Unterordnung (50 Punkte) und die Gewandtheit (50 Punkte). Bei letzterer wurden Übungen verlangt wie das Spurgehen (der Hund lässt sich auf das Kommando „Spur“ aus der Fuß-Postion zurückfallen und muss ca. 500 Meter im Schnee direkt hinter seinem Hundeführer gehen), die Fahrt (oder der Flug) mit einem Transportmittel, die Lenkbarkeit aus der Distanz (der Hundeführer muss seinen Hund aus der Entfernung zu drei Gegenständen lenken) und das Aufheben/Tragen des Hundes. Vor der Suche wurde ein Lagebericht gegeben, überprüft, ob der Hundeführer das Verschüttetensuchgerät korrekt bei sich trug und die richtigen einsatztaktischen Fragen stellte.          

Fast alle Teams konnten das Prüfungsziel erreichen, und auch in dem einen Fall des Nichtbestehens führte nur die zu frühe Meldung einer Anzeige zu dem unglücklichen Ergebnis. Für uns lief die Prüfung sehr erfolgreich: Mit der Note „vorzüglich“ in der Nasenarbeit und der Gewandtheit (195 bzw. 49 Punkte) waren wir sehr zufrieden. Lediglich in der Unterordnung schlichen sich kleine Fehler ein, so dass wir hier ein „gut“ mit 41 Punkten und damit ein Gesamtergebnis von 285 Punkten und der Note „sehr gut“ erreichen konnten. Der Abschied fiel schließlich nicht nur uns schwer und so lautete die einhellige Meinung: Wir sehen uns wieder – spätestens beim nächsten Lawinenkurs im Jahr 2005! Einige werden sich aber bereits zum Pfingstlehrgang (Flächensuche) wiedertreffen. Wir freuen uns schon.

Unser Dank gilt allen Organisatoren, neben den Team Gerd Thanner und den Ausbildern auch dem Referenten für das RHW beim SVÖ Erik Koczi für dieses unvergessliche Erlebnis.